Urlaub mit Kindern ist meist teuer. Noch immer gibt es viel zu viele Familien in Deutschland, die sich keine Auszeit vom Alltag leisten können. Und wenn doch, greifen viele auf die Selbstverpfleger-Variante zurück, weil dies oft günstiger ist als ein Aufenthalt im Hotel oder Ferienpark.
So richtig Urlaub ist das dann trotzdem nicht. Denn schließlich muss man auch hier Einkaufen, Spülen, Kochen, Aufräumen.
Wir wollten wissen, ob Jugendherbergen tatsächlich eine günstige Alternative für Familienurlaub sind und was uns dort für das gezahlte Geld geboten wird. Dazu sind wir Anfang Juni für ein langes Wochenende an die Ostsee gereist und haben drei unterschiedliche Jugendherbergen besucht. Die ersten zwei (in Warnemünde und in Born auf dem Darß) haben wir Euch bereits vorgestellt. Heute gibt es ein paar Eindrücke von unserer letzten Station in Stralsund und ein ausführliches Fazit!
Die Ausstattung: Luxus geht anders!
Jede der von uns besuchten Jugendherbergen bot unterschiedliche Vorzüge. Jede hatte einen ganz eigenen Charme und deckt unterschiedliche Bedürfnisse ab. Wohlgefühlt haben wir uns überall.
Die Zimmer waren zweckmäßig eingerichtet, boten aber immer viel Platz für mindestens 4 Personen. Viele Jugendherbergen (wie z.B. die in Stralsund) sind rollstuhlgerecht! Auch penibel sauber war es überall. Die Gemütlichkeit bleibt allerdings etwas auf der Strecke. Mit einem Minimum an Dekoration könnte man einiges sicher etwas netter gestalten.
Einen Fernseher sucht man in allen Zimmern vergebens. Wir haben aber auch keinen vermisst. Schließlich verbringt man seine Zeit im Urlaub sowieso lieber mit anderen Dingen. Alle Jugendherbergen bieten ein umfangreiches Freizeitprogramm und beim Toben auf dem Spielplatz oder Bolzen auf dem Fußballplatz kommen Kinder (und deren Eltern) schnell in Kontakt. Spielkameraden sind also schnell gefunden.
Das Essen: viel Qualität für wenig Geld
Sehr positiv überrascht waren wir von Qualität und Umfang der Mahlzeiten. Das Frühstück war überall reichhaltig, abwechslungsreich und es fehlte an nichts.
Auch das Abendessen bot einfache, aber gut zubereitete und leckere Gerichte, von denen alle satt wurden. Immer gab es auch eine Auswahl an frischen Salaten mit verschiedenen Dressings und Obst. Wasser zum Essen ist immer inklusive. Menschen mit Unverträglichkeiten oder Vegetarier bekommen selbstverständlich eine Alternative. Wer möchte kann auch in der Jugendherberge zu Mittag essen.
Obwohl das Essen rein gar nichts mehr mit meinen Jugendherbergserinnerungen zu Schulzeiten zu tun hat, gibt es dann doch Dinge die sich seitdem nicht geändert haben. Die Speisesäle bieten eher Kantinen- als Restaurantatmosphäre und nach dem Essen muss jeder Gast seinen Tisch abwischen. Dazu stehen weiße Putzeimer mit kaltem Wasser gut sichtbar am Küchenpass bereit. Je nach Anzahl der Menschen kann es teilweise recht laut zugehen.
Dafür kommt man an den langen Gemeinschaftstischen schnell mit anderen Gästen ins Gespräch. Viele Familien sind Wiederholungstäter und reisen schon seit jeher immer wieder in Jugendherbergen. Die allermeisten sind nett und unkompliziert.
Und sonst so?
Jugendherbergen sind meist verkehrsgünstig und an interessanten Städten und Orten gelegen. Langeweile kommt – auch außerhalb des Geländes – eigentlich nie auf. In der Umgebung gibt es meist viel zu entdecken. Die Ausflugs- und Freizeitmöglichkeiten sind zahlreich.
Das Personal – überall und in jedem Bereich übrigens ausgesprochen freundlich und hilfsbereit – steht immer gern mit Rat und Tat zur Seite.
In vielen Bereichen muss man selbst Hand anlegen. Betten müssen be- und abgezogen werden und auch die Grundreinigung des Zimmers muss man in Eigenregie übernehmen. Dazu stehen überall Besen und Kehrblech bereit. Handtücher und Seife sollten ebenfalls selbst mitgebracht werden. Wer nicht so viel schleppen möchte kann diese aber auch gegen eine kleine Gebühr in der Jugendherberge mieten.
Das Gelände ist meist groß und weitläufig. Die typischen Jugendherbergs-Flachdachbauten mit Mehrbettzimmern gibt es noch. Aber auch Jugendherbergen mit hübschen Holzhäusern und Zimmer mit Terrasse gibt es mittlerweile.
Auf WLAN muss man weitestgehend verzichten, außer man zahlt dafür. Der Empfang für Handy und Internet ist meist schwach. Wer gar nicht auf sein Smartphone verzichten kann, muss die Zusatzkosten in Kauf nehmen. Alle anderen erfreuen sich einfach mal an einer Digital-Detox-Kur! Mitunter kann es nämlich ganz entspannend sein mal nicht ständig online zu sein.
Familienurlaub in der Jugendherberge: ja oder nein?
Familienurlaub in der Jugendherberge bietet tatsächlich viele Vorteile. Übernachtung und Verpflegung gibt es in der Regel zu Preisen, die auch Familien mit mehreren Kindern bezahlen können.
Viele Dinge muss man selbst erledigen, andere – wie Kochen und Spülen zum Beispiel – werden einem abgenommen.
Das Gästeklientel ist vielfältig: Jugendgruppen, Sportvereine, Familien, jung, alt, aus Deutschland und der Welt. Wer ein sozial geselliges Umfeld mag, gern Kontakte knüpft und auf großartigen Luxus verzichten kann, der wird sich sicher wohlfühlen.
Um eine Jugendherberge buchen zu können, muss man Mitglied des Deutschen (oder eines ausländischen) Jugendherbergswerk sein. Die Mitgliedschaft für Familien kostet € 22,50 und damit also durchaus erschwinglich.
Insbesondere für Kurztrips – die im Verhältnis zu einem langen Urlaub oft sehr teuer sind – sind Jugendherbergen im Preis-Leistungsverhältnis kaum zu toppen. Wir jedenfalls würden wiederkommen.
Eure Anna
Hier gibt es ausführliche Berichte zu den Jugendherbergen in Warnemünde: Jugendherbergstour 1. Station und Born-Ibenhorst (Darß): Von Urwald, Strohburgen und Windflüchtern inklusive Ausflugstipps.
*Wir danken dem DJH-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. für die freundliche Einladung zur Jugendherbergstour. Unsere Meinung bleibt davon wie immer unberührt.
3 Comments
Juppilie
1. August 2017 at 8:13Schöne Städte hattet ihr dabei in eurer Tour. Wir fahren auch des Öfteren in Jugendherbergen, aber ein Apsekt blieb mir hier zu unbeleuchtet: der Preis ist nicht so günstig, wie man ihn vielleicht beim Wort Jugendherberge erwartet. Für 4 Personen hätten wir über die Ostertage 99€ pro Nacht für uns als Familie (2 Kinder) mit Frühstück in einer ländlich gelegenen Jugendherberge bezahlt. In der Ferienwohnung haben wir 45€ gezahlt. Wir kennen die Jugendherberge, weil wir dort schon einmal waren, als die Kinder noch nichts zahlen mussten. Sie ist schön und sauber, aber bietet wie schon beschrieben nicht viel an Gemütlichkeit oder Rückzugsmöglichkeit am Abend. All dies hatten wir dann in der 3-Raum-Ferienwohnung. Für einen Wochenendtrip oder wie wir es oft nutzen (als Zwischenstopp auf langen Touren) oder bei besonderen Angeboten (Familien-online-Angebot für 2 Nächte in Rheinland-Pfalz) sind Jugendherbergen ne gute Alternative….aber günstig sind sie leider nicht mehr.
Mama Motte
1. August 2017 at 9:07Oh das erscheint mir auch sehr teuer. Natürlich muss man berücksichtigen: über Feiertage, in Ferienzeiten sind auch Jugendherbergen natürlich teurer als sonst.
Und das Frühstück & Abendessen muss man – um genau zu vergleichen – natürlich auf den Preis der Ferienwohnung auch noch draufrechnen. Trotzdem: natürlich muss man weiterhin Preise vergleichen.
Für längere Aufenthalte würde ich eine Ferienwohnung aber ebenfalls der Jugendherberge vorziehen.
Danke für Deinen netten und ausführlichen KOmmentar!
Liebe Grüße, Anna
DasLangeSuchen
16. September 2019 at 15:51Wir sind seit über 10 Jahren regelmäßig in Jugendherbergen unterwegs und immer wieder begeistert. Klar, zur Ferienwohnung nicht immer die preiswerteste Alternative, aber mit das beste Preis-/ Leistungsverhältnis. Zudem muss man sich nicht ums Kochen/Abwasch kümmern. Letzteres war für uns übrigens auch der ausschlaggebende Grund den Zeltplatz einer Jugendherberge einem „normalen“ Campingplatz vorzuziehen.
Dazu findet man oft auch schnell neue Kontakte zu anderen Reisenden.
In Stralsund/Devin waren wir 2013 und hatten eine tolle Zeit. In den letzten vier Jahren hat es uns allerdings nach Barth in die Jugendherberge mit Reiterhof und Zeltplatz gezogen. Leider schließt das DJH diesen Standort aber zum Jahresende, so dass wir uns nach Alternativen umschauen.