Meine kleine große Motte…

Meine kleine große Motte,

ich sehe Dich. Ich verstehe Dich. Ich weiß, dass Du im Moment manchmal kämpfst. Mit mir, mit Dir, mit der Welt da draußen. Du wirst groß.Du suchst Deinen Platz in dieser Gesellschaft. Und Deine zwiespältigen Gefühle kann ich gut nachvollziehen. Du möchtest so gern schon viel unabhängiger sein. Selbst bestimmen. Und dann findest Du Mama und Papa so richtig doof. Weil wir Dir sagen, dass Du ins Bett musst. Dass Du nicht noch eine Folge „Peppa Wutz“ gucken darfst, dass es nicht das fünfte Stück Schokolade gibt.

Und dann bist Du wütend und findest uns unfair und kannst Dich kaum beruhigen, weil Du doch eigentlich schon groß bist.

Manchmal raubst Du mir den letzten Nerv damit. Manchmal möchte ich Dich so gern ganz fest in den Arm nehmen und Dir sagen, dass ich Dich verstehe. Dass ich Dich trotz des Verbots unendlich liebe, dass ich Dich nicht ärgern will, sondern nur auf Dich Acht geben, Dich beschützen möchte. Aber natürlich dringe ich nicht durch zu Dir in diesen Momenten.

Du testest Deine Grenzen aus. Auch das gehört zum Groß werden dazu. Wenn ich Dich um etwas bitte was Du nicht tun willst, dann grinst Du mir frech ins Gesicht und machst genau das Gegenteil. Oder läufst eben extra mit schmutzigen Schuhen durchs Wohnzimmer, obwohl ich Dich gebeten habe sie vor der Tür auszuziehen.

Und manchmal fällt es mir dann schwer das alles gelassen zu sehen. Manchmal meckere ich. Das hasse ich. Ich fühle mich an manchen Tagen wie eine richtige Meckermama. Zum Kotzen. Ich weiß ja, dass Du eben testen musst, wie weit Du Deinen Willen durchsetzen kannst. Und trotzdem ist es anstrengend Dir manchmal zehn Mal zu sagen, dass Du Dich anziehen sollst. Wenn Du es sofort machen würdest, wäre das in 5 Minuten erledigt, dann könntest Du den Rest des Morgens spielen und das ganze Procedere würde sich nicht 30 Minuten hinziehen. Aber darum geht es Dir gar nicht – Du willst einfach gerade nur das tun was Du möchtest. Und das ist ja mein Dilemma: ich kann Dich so gut verstehen.

Du sollst ja Kind sein. Sollst noch so wenig Zeitdruck und Pflichten wie möglich wahrnehmen müssen. Und gleichzeitig musst Du lernen, dass es eben Dinge gibt, die auch als Kind schon getan werden müssen. So läuft das im Leben. Und dazu gehört eben Anziehen und Zähne putzen. Manchmal tust Du dann so, als ob Du dringend Hilfe brauchst. Will ich Dir aber helfen stößt Du mich weg und schreist dass Du es allein kannst.

Niemand hat behauptet, dass es einfach ist groß zu werden. Und auch wenn es bei uns im Moment manchmal knirscht im Getriebe – weil die Mama mal wieder doof ist und Du Deinen Willen nicht kriegst – Du sollst wissen, dass ich Dich immer, immer, immer von Herzen liebe.

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Manchmal liege ich abends noch wach, höre Deinen gleichmäßigen Atem über das Babyphone und dann vermisse ich Dich. Ich vermisse die Nächte in denen Du in mein Bett gekrabbelt kommst, Dich an mich kuschelst, meine Haare drehst und dann wieder einschläfst. Du brauchst meine Nähe nicht mehr so stark wie früher.

Noch holst Du Dir Deine Kuscheleinheiten wenigstens morgens und abends – aber auch das wird irgendwann weniger werden. Weil Du mich immer weniger brauchen wirst. Das ist gut so, lässt mich aber wehmütig werden. Und dann wird mir bewusst: Du bist so groß geworden.

Du bist ein wunderbar wildes, albernes, dickköpfiges und ganz schön selbstständiges kleines Mädchen geworden. Deine Freunde besuchst Du am liebsten ohne Mama, Übernachtungsbesuche bei Oma und Opa oder Deinen Freundinnen sind für Dich ein echtes Abenteuer. Du bist neugierig, fragst uns Löcher in den Bauch und findest „alleine Spielen doof“. Du brauchst Action – am liebsten jeden Tag.

Wie Du fröhlich über den Bürgersteig hüpfst wenn wir unterwegs sind, wie stolz Du mir präsentierst, wenn Du wieder etwas Neues kannst, wie Du ganz selbstverständlich alleine Brötchen beim Bäcker bestellst, wie unglaublich lieb und fürsorglich Du mit Deinen Geschwistern umgehst, wie sicher Du mittlerweile mit dem Messer hantierst, wie ausdauernd Du bastelst und malst, wie fröhlich Du plapperst, singst und erzählst den ganzen Tag und wie viel Spaß es macht mit Dir Gesellschaftsspiele zu spielen – all´das lässt mich fast platzen vor Stolz.

Du bist mein Sonnenschein. Mein über alles geliebter Schatz. Mein erstes Kind. Meine besondere Maus. Und so sehr ich Dich noch immer beschützen möchte, Dich noch fernhalten will, von all´den schlimmen Dingen in diesser Welt, so sehr muss ich einsehen, dass ich Dich nun jeden Tag ein Stückchen mehr los lassen muss. Schritt für Schritt, ganz langsam.

Du sollst bloß wissen, so sehr Du auch im Moment und immer wieder gegen mich kämpfst: ich werde immer Dein sicherer Hafen sein. Du kannst zu mir kommen – Tag und Nacht. Mit guten und schlechten Nachrichten. Mit Kummer, Sorgen oder weil Du Dich über etwas besonders freust. Ich werde mit Dir lachen und weinen. Für Dich kämpfen wie eine Löwin. Werde Dir Ratgeber und Freundin sein wenn Du das möchtest. Und manchmal werde ich Dir auch einen Schubs geben, damit Du Deinen eigenen Weg findest.

Weil ich Dich liebe – so unendlich dass es manchmal fast weh tut.

Deine Mama

 

Mit diesem Beitrag nehme ich auch teil an Wiebkes Linkparty „Mutterliebe / Vaterliebe“

 

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