Alltag // Gleiche Gene und doch so unterschiedlich: Die Eigenheiten und Unterschiede unserer Kinder

In letzter Zeit denke ich oft an den Tag der Geburt der Zwillinge. Wahrscheinlich liegt das daran, dass die beiden gerade in der Kita eingewöhnt werden. Welch ein Wunder, dass da zwei Babys gleichzeitig (ok, direkt nacheinander) aus meinem Bauch kamen. Die beiden waren so wunderschön – und sind es immer noch.

Besonders die erste Zeit danach brachte so viele unvergesslich schöne Momente. Die Blicke und das erste zärtliche Streicheln der großen Schwester – die so stolz war und es bis heute geblieben ist. Die die Beiden vom ersten Tag an liebte, ihnen vorliest und die Welt erklärt, Quatsch mit ihnen macht, bis alle drei vor Lachen am Boden liegen und mit ihnen tobt (obwohl der Mama dabei fast das Herz stehenbleibt).

Wie war das nochmal am Anfang?

Am Anfang waren wir so müde – und haben uns manchmal gefragt, ob wir das wirklich wollten: alles noch einmal von vorne beginnen.

Trotzdem sind wir diesmal entspannter als beim ersten Mal, zweifeln weniger, fragen uns weniger ob es richtig ist, was wir tun, sondern hören einfach auf unser Bauchgefühl.

Und dennoch fühlen wir uns an manchen Tagen wieder wie Anfänger, weil es so ganz anders mit zwei Babys als mit einem ist. Wir sagen uns stetig: es wird besser, es wird besser, konnten es aber oft in der aktuellen Situation nicht glauben.

Ich erinnere mich an die erste Nacht zu Hause, in der wir ungelogen keine einzige Minute Schlaf bekamen. An die schreckliche Vertretungshebamme, die mir als erstes an den Kopf warf, dass meine Kinder Hunger haben, noch bevor sie überhaupt „Guten Tag“ sagte.  Der schlimme wunde Popo nach der ersten Woche zu Hause, von dem ich nie dachte, dass er je abheilt. An den kleinen Floh, der so unruhig war, viel schrie und sich kaum ablegen ließ. Das schlimme Spucken, dass uns fast an den Rand der Verzweiflung trieb und mein Still-Dilemma. Und an die anfänglichen Schwierigkeiten beim Essen (wenn man die Zwei heute sieht ist das kaum zu glauben).

Und jetzt nach einem Jahr?

Am Ende des ersten Jahres können wir wohl sagen: es wurde nicht immer besser, aber immer wieder anders 🙂 Jeder hat mittlerweile seinen Platz in der Familie gefunden. Es wird hier zwar nicht ruhiger sondern eher chaotischer und lauter – aber dafür auch fröhlicher und mit dreimal so viel Kinderlachen…

Und dann ganz plötzlich muss man sich verabschieden vom Babyjahr. Viele ersten Male – die für alle Eltern so besonders sind – haben wir schon erlebt. Das erste Lächeln, das erste Krabbeln, das erste Brabbeln. Viele weitere erste Male werden noch folgen. Und obwohl wir das alles schon von der Motte kennen, ist es diesmal doch anders. Weil alle drei Kinder so unterschiedlich sind.

Und vielleicht auch ein klitzekleines bißchen weil wir genau diese ersten Male zum letzten Mal erleben.

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Gleiche Gene und doch so unterschiedlich…

Im ersten Jahr habe ich einige Eigenheiten der Zwillinge zusammegetragen. Weil man so schnell vergisst, wie das damals mal war, wenn sie größer sind. Und weil ich immer wieder fasziniert bin, wie unterschiedlich sie sind.

  • Schnuller: Die Minimotte verweigerte von Beginn an den Schnuller, während der Floh sich wunderbar damit beruhigen lässt. Sie findet ihn aber trotzdem super und lässt keine Gelegenheit aus, damit zu spielen. Um sich zu beruhigen nimmt die Minimotte ihren Handrücken, hält ihn vor den Mund und macht Nuckel-Bewegungen…das sieht manchmal so aus als lutsche sie ein Bonbon und ist sehr niedlich.

Und so war es bei der Motte:  Die Motte hat den Schnuller auch immer konsequent verweigert. Leider! Denn sie lutscht – leider heute noch – dafür am Daumen.

  • Essen: Die Minimotte isst sehr ordentlich. Sie nimmt ein Stückchen in die Hand, schaut es sich in Ruhe an, beißt ab, kaut lange und schluckt dann. Dabei fällt kaum etwas runter. Der Floh erlegt sein Essen. Er gibt es von einer Hand in die andere, zerkrümelt es, schaut was passiert wenn er es fallen lässt und wenn der Hunger sehr groß ist, nimmt er es mit beiden Händen und stopft sich alles auf einmal in den Mund.  Was beide eint: wenn es nicht schnell genug geht mit dem Essen wird laut – SEHR LAUT – protestiert. Beliebt ist auch der Protest wenn der andere zuerst vom Löffel gefüttert wird.

Und so war es bei der Motte: Die Motte aß von Beginn an sehr gut und immer sehr ordentlich.

  • Spielen: Der Floh geht mit Spielzeug ähnlich rabiat um wie mit dem Essen. Er schreit es an, reißt es an sich und räumt mit Vorliebe alles aus. Länger mit etwas beschäftigen ist da gar nicht. Außerdem kann er es überhaupt nicht ertragen, wenn seine Schwester etwas hat, was er nicht hat.  Die Minimotte ist die Ruhe selbst. Sie untersucht Spielzeuge und alles was sie in die Finger bekommt sehr ausdauernd und intensiv. Dabei sitzt sie manchmal ganz gedankenversunken da und wirkt sehr konzentriert und beschäftigt.

Und so war es bei der Motte: Die Motte war das genaue Zwischending der Zwillinge. Sie war auch nicht die Ausdauernste beim Spielen, aber lange nicht so wild wie der Floh.

Geliebtes Spielzeug…

  • Lieblingssachen: Die Minimotte liebt Etiketten und kleine Details an Spielzeugen und Gegenständen. Der Floh mag Bänder, Papier und Tücher – im Paradies ist er allerdings, wenn er mit dem Duschvorhang spielt 🙂 Ach ja, und ganz Junge liebt er alles was fährt: Dreirad, Bobbycar, Autos – alles wird sofort in Beschlag genommen und nur unter lautem Protest geteilt.

Und so war es bei der Motte: Sie liebte auch Papier. Und CDs. Und ich weiß noch, dass sie sich nie für Bänder, Tücher oder Etiketten interessiert hat und ich mich oft fragte, wieso es Stofftiere und Bälle gibt, an denen Extra-Etiketten angebracht sind. Heute weiß ich warum 🙂

  • Baden: Der Floh ist verrückt nach Wasser. Er flippt fast aus, wenn er Wasser sieht. Wenn er dann drinsitzt, dann patscht und quietscht und lacht er vor Vergnügen und es macht ihm gar nichts aus, dass er von oben bis unten nass wird und auch große Ladungen Wasser in seinem Gesicht landen. Die Minimotte badet auch gern, ist aber deutlich zurückhaltener und schaut lieber zu, wie Wasser aus einem Becher fließt.

Und so war es bei der Motte: Sie hat auch immer gern gebadet. Kann es aber heute noch nicht ertragen, wenn sie Wasser ins Gesicht bekommt…

  • Haushaltsgeräte: Waschmaschine, Spülmaschine und Trockner sind bei beiden sehr beliebt. Die Waschmaschine auch gern wenn sie läuft. Ist ja spannend durch das Fenster zu gucken…Wenn allerdings Fön, Trockner oder Staubsaugen angeschaltet werden krabbelt die Minimotte ängstlich von dannen, während der Floh freudestrahlend hinterherkrabbelt 🙂

Und so war es bei der Motte: Der Staubsauger war auch nicht gerade Mottes bester Freund. Waschmaschine und Spülmaschine fand sie aber gleichermaßen faszinierend wie die Zwillinge.

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Draußenkinder…

Alle meine Kinder sind richtige Draußenkinder. Sobald eine Tür aufgeht, lassen alle fallen womit sie gerade beschäftigt waren und stürmen (oder krabbeln so schnell es geht) zur Tür.  Während die Minimotte und die Motte aber immer in sichtbarer Nähe (oder Rufweite) bleiben, geht der Floh auf Entdeckungsreise. Mir graut vor dem Tag an dem er Laufen kann, dann geht er nämlich ziemlich sicher stiften.

  • Motorik: Die Minimotte ist feinmotorisch echt weit. Der Floh ist dagegen ein echter Grobmotoriker. Manchmal habe ich aber auch das Gefühl, dass dem Floh schlichtweg die Geduld fehlt. Der Floh ist ein echtes Powerpaket und IMMER in Bewegung. Still halten oder still sitzen ist nur möglich, wenn er vor Müdigkeit fast umfällt. Die Minimotte ist auch stetig in Bewegung, aber kann eben auch mal ruhig sitzen und sich beschäftigen. Beide können ihre Fähigkeiten noch nicht richtig einschätzen. So klettert die Minimotte zum Beispiel überall hoch, kommt aber nicht allein wieder runter. Der Floh macht einfach mal drauflos – egal ob er es kann oder nicht. Das sorgte schon für viele Tränen und die ein oder andere Beule oder Schramme. Und mich versetzt es in ständige Alarmbereitschaft.

Und so war es bei der Motte: Die Motte war feinmotorisch nie so fit wie die Minimotte, aber weiter als der Floh. Grobmotorisch konnte sie ihre Fähigkeiten immer sehr gut einschätzen. Sie machte alles immer erst wenn sie es konnte und man musste quasi nie Angst haben, dass ihr etwas passiert oder sie irgendwo runterfällt.

  • Unterwegs: Die Zwillinge lieben es unterwegs zu sein. Sie sitzen auch gern im Kinderwagen. Hauptsache es gibt was zu Gucken. Schlafen im Kinderwagen geht allerdings nur, wenn die Augen schon vor Müdigkeit von selbst zufallen. 

Und so war es bei der Motte: Die Motte mochte den Kinderwagen NIE. Sie war zwar auch immer sehr gern unterwegs, benutze den Kinderwagen aber eher dazu darin zu stehen oder darauf herumzuklettern. Und Schlafen im Kinderwagen ging sowieso mal gar nicht.

 Was uns sonst noch zum Schmunzeln brachte…

  • Alle drei Kinder sind extrem kitzelig am Oberschenkel.
  • Wenn ich Geld für den Satz: „Oh die Minimotte sieht ja genauso aus wie ihre Schwester“ bekommen würde, müsste ich nicht mehr arbeiten. Oder zumindest nicht mehr so viel.
  • Die Minimotte winkt – genau wie ihre Schwester damals – nach innen. D.h. sie knickt ihre Fingerchen ab während ihre Handfläche nach innen zeigt. Das ist soooooo niedlich.
  • Unterwegs mit Zwillingen ist man eine Attraktion. Man lernt sehr viele Menschen kennen. Ob man will oder nicht. Darunter sind durchaus auch nette Leute. Der Großteil geht einem aber mit dämlichen Fragen („Sind das Zwillinge?“ // „Ist bestimmt viel Arbeit, oder?“) auf die Nerven.

Eigenheiten und Unterschiede

Und was kommt jetzt?

Tja, das weiß natürlich niemand so genau…die Motte entwickelte im zweiten Lebensjahr ganz zauberhafte Eigenheiten. Wir sind sicher, dass die uns auch bei den Zwillingen verzaubern werden.

Es ist einfach erstaunlich, dass drei Kinder, die alle mit dem Einfluss der gleichen Gene auf die Welt kamen und im gleichen Umfeld aufwachsen, trotzdem so unterschiedliche Charaktere entwickeln. Genau das ist es doch, was das Leben so spannend macht. Dass wir nie genau wissen, was als nächstes kommt. Dass das Leben ein leeres Buch ist, was jeder mit seiner eigenen Geschichte füllt – von Anfang an.

Genau diese zwei kleinen Menschen haben noch gefehlt in unserer Familie. Und jetzt freuen wir uns auf das was uns in den kommenden Jahren erwartet. Das Babyjahr ist schön, aber ab jetzt macht es so richtig Spaß. Und weil wir die Motte schon bis hierher begleiten dürften wissen wir:  das Beste kommt noch…

Blogparade #gleichunddochunterschiedlich

Ich bin sehr gespannt, was Ihr über die Eigenheiten und Unterschiede Eurer Kinder zu sagen habt. Daher möchte ich gern eine Blogparade zu diesem Thema starten.

Erzählt mir, was Euch bei Euren Kindern immer wieder zum Staunen bringt. Was für zauberhafte Eigenheiten zeichnet Eure Kinder aus? Bitte verlinkt in Eurem Beitrag auf diesen Artikel und tragt Euch anschließend in die Liste ein. Die Blogparade läuft bis zum 30. August 2016.

Für das Teilen Eurer Beiträge in den Social Medias nutzt doch bitte den Hashtag #gleichunddochunterschiedlich, damit wir alle Beiträge auf einen Blick finden. Ich freu mich wahnsinnig darauf viele spannende, lustige und tolle Beiträge von Euch zu lesen!

Eure Anna

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